Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur - Prof. Dr. Friedrich Vollhardt
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Lessings letzte Briefe an Herder und ihr Bezug zur Dichtung des Andreae-Kreis

Vortrag von Friedrich Vollhardt in Berlin

28.02.2019 – 01.03.2019

Vom 28. Februar bis 1. März 2019 organisiert das Teilprojekt A06 »Alchemia poetica. Chemisches Wissen und Dichtung um 1600« des Sonderforschungsbereichs 980 »Episteme in Bewegung. Wissenstransfer von der alten Welt bis in die frühe Neuzeit« ein »Arbeitsgespräch zu Johann Valentin Andreae und den Rosenkreuzer-Schriften«. Die interdisziplinäre Tagung wird organisiert von Wilhelm Schmidt-Biggemann und Volkhard Wels.

Ziel des Arbeitsgespräches ist es, genauer zu bestimmen, wie die Rosenkreuzer-Schriften im theologischen, politischen und wissenschaftlichen (insbesondere alchemischen) Kontext der Zeit zu verorten sind. Adam Haslmayr hält die Rosenkreuzer für eine spiritualistische, von Endzeiterwartungen durchdrungene Sekte, die ein geheimes Wissen besitzt und sich in radikaler Opposition zu den konfessionellen Kirchen befindet. Daniel Mögling beschreibt die Rosenkreuzer als eine Art Frömmigkeitselite, die an einer alchemischen Erlösung arbeitet. Die juristischen Prozesse, die sich an die Veröffentlichung der Rosenkreuzer-Schriften anschließen, zeigen, dass die weltlichen Autoritäten allerdings den politischen Gehalt durchaus ernst genommen haben. Nicht zuletzt aufgrund dieser völlig divergenten Rezeption der Rosenkreuzer-Schriften will Andreae selbst spätestens 1619 nichts mehr mit diesen zu tun haben.

Angesichts dieser widersprüchlichen Einschätzungen der Rosenkreuzer-Schriften ist die genauere Bestimmung des Wissens, das die Rosenkreuzer-Schriften vermitteln, von entscheidender Bedeutung. Wie ist dieses Wissen theologisch und konfessionell zu verorten? – Wie verhält sich der Gesellschaftsentwurf, den der geheime Bund der Rosenkreuzer darstellt, zu Andreaes anderen Entwürfen von christlichen Gemeinschaften? – Inwiefern können die Rosenkreuzer als ein protestantischer Gegenentwurf zu den Jesuiten verstanden werden, mit denen sie ja nicht nur den Verzicht auf die Ordenskleidung teilen, sondern auch die hierarchische Organisationsform? – Wie verhält sich die Bruderschaft zu den zeitgenössischen Akademien, mit denen sie das Interesse an naturkundlichem Wissen und – vielleicht – die Opposition zum 'toten Buchwissen' der Universitäten teilt? – Wie verhält sie sich zum Paracelsismus als einer neuen Grundlegung des medizinischen Wissens?

Jeder Versuch, diese Fragen zu beantworten, muss immer auch in Betracht ziehen, dass es sich bei den Schriften um ein narrativ vermitteltes Wissen handelt. Nicht zuletzt deshalb haben die Rosenkreuzer-Schriften immer schon die Aufmerksamkeit der Literaturwissenschaft gefunden: Die Rosenkreuzer-Schriften vermitteln ihr Wissen eben nicht in abstrakt-begrifflicher, sondern in der narrativen Form eines Berichts oder (wie manche meinen) gar Romans. Es geht um Grabesöffnungen, Reisen, verlorene Manuskripte, geheime Bruderschaften und nicht zuletzt um eine Art Initiation. Welche Modelle gibt es für diese Form der Wissensvermittlung?

Für die Teilnahme am Arbeitsgespräch ist eine Anmeldung nötig unter vwels@zedat.fu-berlin.de

Wann & Wo

28. Februar – 01. März 2019
Sitzungsraum der SFB-Villa
Schwendenerstraße 8
14195 Berlin-Dahlem